FAQ
© 2024 Staats- und Universitätsbibliothek
Hamburg, Carl von Ossietzky

Öffnungszeiten heute10.00 bis 24.00 Uhr alle Öffnungszeiten Leichte Sprache

Rückgabe der „Bismarck-Bücherei Specht“

Mittwoch, den 10.11.2021

Pressemitteilungen Raubgut

Die Staats- und Universitätsbibliothek restituiert NS-Raubgut an die Friedrich-Ebert-Stiftung



Am 17. November 2021 restituiert die SUB über 100 Bücher, Briefe und Materialien zu Otto von Bismarck an die Friedrich-Ebert-Stiftung e.V. Die Bücher aus der ursprünglich in Aumühle ansässigen „Bismarck-Bücherei Specht“ waren 1927 an den SPD-eigenen Auer-Verlag verkauft worden und zur Zeit des Nationalsozialismus als Raubgut in den Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek gelangt.

Nach dem Fund von 118 Büchern rund um den früheren Reichskanzler, Kopien von Bismarck-Briefen, einem Liederheft und einer alten Ausgabe des „Simplicissimus“ ermittelte die Arbeitsstelle Provenienzforschung, dass diese aus dem Besitz des Auer-Verlags stammen, der seinerseits der SPD gehörte. Auf den ersten Blick erschien dies paradox: Bismarck als Sammlungsobjekt der SPD? Der Zusammenhang erschloss sich nach und nach: Die „Bismarck-Bücherei Specht“, zu der die Briefe und Bücher gehörten, war ursprünglich als Sammlung des Bismarck-Verehrers Emil Specht aus dem Sachsenwald entstanden. Auf seine Initiative war Ende des 19. Jahrhunderts in Aumühle auch der Bismarck-Turm erbaut und darin ein öffentlich zugänglicher Ort für seine Bismarck-Bibliothek geschaffen worden. Nach Spechts Tod erwarb die Gemeinde Aumühle den Turm, die darin befindliche Bücherei wurde 1927 jedoch teilweise an den Auer-Verlag verkauft.

Der Auer-Verlag, der unter anderem Schriften von Marx, Engels, Bebel und Liebknecht herausgab und die in sozialdemokratischen Kreisen vielgelesene Tageszeitung „Hamburger Echo“ publizierte, besaß selbst eine eigene Bibliothek. Über die Gründe für den Ankauf der Bismarck-Bücherei lässt sich nur spekulieren – denkbar ist ein Interesse an Bismarck als Urheber der Sozialistengesetze der 1870er Jahre. Im Zuge der NS-Verfolgungsmaßnahmen gegen die Sozialdemokratie wurden der Verlag und Teile seiner Verlagsbibliothek bereits im Mai 1933 beschlagnahmt. Die Bücher und Briefe aus dem aktuellen Fund stammen aus dieser Aktion. In den Jahren 1936-1941 wurden sie als „Geschenk“ der Gestapo Hamburg in den Bestand der heutigen SUB Hamburg eingearbeitet und sind somit NS-Raubgut.

Auf dieser Grundlage bereitete die SUB eine Restitution der beschlagnahmten Materialen vor. Aber an wen? Die Recherchen nach dem heutigen rechtmäßigen Eigentümer führten die Provenienzforschenden zur Friedrich-Ebert-Stiftung, die in der Tradition des ehemaligen SPD-Parteiarchivs die Restitutionsansprüche der Partei auf NS-Raubgut wahrnimmt. So werden die Bücher der „Bismarck-Bücherei Specht“ zukünftig in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung für die Forschung zur Verfügung stehen.

Die Restitution erfolgt auf Grundlage der Washingtoner Prinzipien von 1998 und der folgenden „Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes“. Die restituierten Materialien sind Teil eines Bestandes an NS-Raubgut, der sich noch in der Bibliothek befindet und der nach und nach von der Arbeitsstelle Provenienzforschung - NS-Raubgut identifiziert und restituiert wird.

 

Kurzinformation:


Restitution am 17.11.2021 um 12 Uhr im Vortragsraum in der ersten Etage,

Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky,

Von-Melle-Park 3, 20146 Hamburg

Pressefoto: Exlibis der Bismarck-Bücherei Specht

Weitere Informationen: https://blog.sub.uni-hamburg.de/?p=32296

 

 

 

 

Für Nachfragen:


Dr. Wiebke von Deylen

Arbeitsstelle Provenienzforschung - NS-Raubgut
Tel.: 040-42838-2225
nsraubgut@sub.uni-hamburg.de

 

 

Ann-Kristin Hohlfeld / Markus Trapp

Öffentlichkeitsarbeit

Tel.: 040-42838-5857

pr@sub.uni-hamburg.de

Kontakt:

Dr. Konstantin Ulmer


Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
E-Mail: konstantin.ulmer@sub.uni-hamburg.de
Telefon: +49 40/42838-5918

Foto von Konstantin Ulmer