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Rückgabe von NS-Raubgut aus jüdischem Besitz

Dienstag, den 09.07.2013

Pressemitteilungen Raubgut

SUB restituiert 420 Bände aus der Bibliothek von Helene und Ignaz Petschek

Übergabe: Mittwoch, 17. Juli 2013, 15 Uhr im Vortragsraum (1. Stock)

Das NS-Raubgut-Projekt der Stabi:

http://www.sub.uni-hamburg.de/sammlungen/ns-raubgut/

Es sind 420 Bücher aus dem Familienbesitz, die die Staats- und Universitätsbibliothek an die Urenkelin von Helen und Ignaz Petschek, Nancy Petschek-Kohn, am 17. Juli 2013 übergibt, 70 Jahre, nachdem sie in den Besitz der Bibliothek gekommen waren. Werke aus der Bibliothek einer wohlhabenden und gebildeten Familie, deutsche, englische und französische Klassiker, Bücher zur Geschichte und Philosophie sowie Judaica wie z.B. eine mehrbändige „Volkstümliche Geschichte der Juden“ darunter. Sie haben eine Odyssee hinter sich, die eines der bösartigen Ziele des NS-Regimes bebildert, der Raubzug gegen die jüdische Bevölkerung, dem ihre Vertreibung und Ermordung folgen sollte.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hielt Ignaz Petschek (1857–1934) große Anteile an Braunkohlewerken und Bergbaugesellschaften in Nordwestböhmen und Mitteldeutschland. Er galt nicht nur als angesehener und erfolgreicher Unternehmer, sondern auch als großzügiger Mäzen und besonderer Förderer der jüdischen Gemeinde in seiner Heimatstadt Aussig (tschechisch: Ústí nad Labem). Mit der Annexion des Sudentenlandes im Oktober 1938 fielen die dort angesiedelten Unternehmen der Petscheks an das Deutsche Reich, und auch der Privatbesitz der Familie wurde beschlagnahmt und teilweise versteigert.

Große Teile der familieneigenen Bibliothek wurden der Berliner Reichstauschstelle überlassen, die diese im Rahmen des Wiederaufbauprogramms für Bibliotheken den vom Bombenkrieg betroffenen deutschen Bibliotheken anbot. 1943 „erwarb“ die SUB diese Titel, lagerte sie aber zunächst im Ausweichlager der Hamburger Institutionen in Schloss Hermsdorf. Nach Kriegsende verblieben sie in der sowjetisch besetzten Zone und kamen erst 1957 in die SUB Hamburg, wo sie in die Bestände eingearbeitet wurden.

Anhand einer im Aktenmaterial der SUB Hamburg aufgefundenen ‚Angebotsliste’ der Reichstauschstelle, konnten im Rahmen des seit 2006 laufenden NS-Raubgut-Projekts  über 400 Bände aus der Bibliothek von Ignaz und Helene Petschek im Bestand der Bibliothek ermittelt und im Bibliothekskatalog entsprechend als NS-Raubgut gekennzeichnet werden.

Im Sommer 2009 gelang es der SUB Hamburg schließlich, Kontakt zu Erben der in die USA emigrierten Angehörigen des Aussiger Familienzweigs aufzunehmen und die Restitution der wieder gefundenen Bücher anzubieten.

Nun ist es soweit, die Bücher beenden ihre lange Odyssee und kehren zu den Erben der ursprünglichen Besitzer zurück.

Prof. Dr. Gabriele Beger, Direktorin der Bibliothek: „Wie zahlreiche Bibliotheken in Deutschland sieht es auch die Staatsbibliothek als ihre Verpflichtung an, auf der Grundlage der „Gemeinsamen Erklärung der Bundesregierung zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes“ diese Zugänge aufzufinden, zu dokumentieren und zu kennzeichnen und möglichst den Eigentümern bzw. deren Erben zurückzugeben. Ich bin sehr froh, dass wir diese umfangreiche Restitution vornehmen können und wenigstens ein Teil der Bibliothek in den Schoß der Familie zurückkehrt.“

Für Nachfragen:
Maria Kesting, Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg,
Tel.: 040 - 428 38 - 3351, Fax: 040 – 42838-3352,
E-Mail: kesting@sub.uni-hamburg.de, www.sub.uni-hamburg.de

Kontakt:

Dr. Konstantin Ulmer


Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
E-Mail: konstantin.ulmer@sub.uni-hamburg.de
Telefon: +49 40/42838-5918

Foto von Konstantin Ulmer