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Hamburg, Carl von Ossietzky

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Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und ihre Vergangenheit

Donnerstag, den 21.02.2008

Pressemitteilungen

Ausstellung in Hamburgs Staatsbibliothek erinnert an die Verstrickungen der Wissenschaft in die Machenschaften der Nationalsozialisten

Titel: Wissenschaft, Planung, Vertreibung: Der Generalplan Ost der Nationalsozialisten
Eine Ausstellung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
4. März – 3. April 2008

Im Juni 1942 übergab der Berliner Agrarwissenschaftler Prof. Konrad Meyer den Nationalsozialisten eine als „Generalplan Ost“ bekannt gewordene Denkschrift zur „Germanisierung“ der Ostgebiete. Der Plan sah vor, innerhalb von 25 Jahren fast fünf Millionen Deutsche im annektierten Polen und im Westteil der eroberten Sowjetunion anzusiedeln. Millionen slawischer und jüdischer Bewohner dieser Region sollten versklavt, vertrieben und ermordet werden. Die Pläne der Nationalsozialisten waren bezeichnend für den verbrecherischen Charakter ihrer Politik. Zugleich belegen sie die Skrupellosigkeit der daran beteiligten Experten, deren Arbeiten von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in beträchtlichem Umfang finanziert wurden.

Die Ausstellung der DFG „Wissenschaft, Planung, Vertreibung – Der Generalplan Ost der Nationalsozialisten“ berichtet von der engen Verbindung akademischer Forschung, rationaler Planung und Forschungsförderung im Dienste der nationalsozialistischen Eroberungs- und Vernichtungspolitik. In drei Abteilungen skizziert sie die Vorgeschichte des Generalplans Ost, beleuchtet die Rolle der Wissenschaft sowie die Planungen für eine ethnische Neuordnung Osteuropas während des Zweiten Weltkriegs und wirft einen Blick auf die Realitäten von Umsiedlung, Vertreibung und Völkermord zwischen 1939 und 1945. Zur Ausstellung erscheint ein kostenloser Katalog.

Die Direktorin der Bibliothek, Prof. Dr. Gabriele Beger: „Wir sind froh, dass die DFG uns diese Ausstellung angeboten hat – das Thema „Aufarbeitung der NS-Zeit im Wissenschaftsbereich“ wird in unserer Bibliothek als zentralem Lernort der Universität das richtige Publikum finden – und es spiegelt sich wider in unseren hervorragenden Beständen zur Geschichte und zum Sammelschwerpunkt „Politik und Friedensforschung“, der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt wird."

Zur Aufarbeitung ihrer Geschichte hat die DFG eine Forschungsgruppe unter Leitung der Historiker Prof. Rüdiger vom Bruch (Berlin) und Prof. Ulrich Herbert (Freiburg) eingerichtet, deren Ziel es unter anderem ist, die Rolle der Deutschen Forschungsgemeinschaft während der Zeit des Nationalsozialismus aufzuklären. Die von Dr. Isabel Heinemann, PD Dr. Willi Oberkrome, Dr. Sabine Schleiermacher und Prof. Patrick Wagner wissenschaftlich ausgearbeitete Ausstellung ist ein Teil dieser Bemühungen, die zugleich einen Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert leisten wollen.

Die Ausstellung wird am Montag, 3. März 2008, um 18 Uhr von Professor Dr. Gabriele Beger, Direktorin der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg und Dr. Robert Paul Königs, Stellvertretendes Vorstandsmitglied der Deutschen Forschungsgemeinschaft, eröffnet. Dr. Willi Oberkrome vom Historischen Seminar der Universität Freiburg informiert in einem Vortrag über das Thema „Wissenschaft und Planung: Landwirtschaftliche Ostforschung im ‚Dritten Reich’“

Kontakt:

Dr. Konstantin Ulmer


Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
E-Mail: konstantin.ulmer@sub.uni-hamburg.de
Telefon: +49 40/42838-5918

Foto von Konstantin Ulmer