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Hamburg, Carl von Ossietzky

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Februar 2011

EULER, Leonhard: Geographischer Atlas bestehend in 44 Land-Charten worauf alle Theile des Erd-Creyses vorgestellet werden. Auf Befehl der Königl. Academie der Wissenschaften nach den bischer herausgekommenen besten Charten beschrieben und ins besondere zum Gebrauch der Jugend in den Schulen herausgegeben. ... Atlas Géographique ... Berlin, Johann Michael Kunst, [1783]. Folio. Mit  44 altkolorierten Kupferstich-Karten.

Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, Kartensammlung
Signatur: KS 129/900

Im Auftrag der Berliner Akademie der Wissenschaften gab deren damaliger Leiter der mathematischen Klasse, der berühmte Schweizer Mathematiker Leonhard Euler (1707-1783), einen speziell für den Schulunterricht konzipierten Atlas heraus. Dieser seltene Schulatlas, einer der ersten seiner Art in Deutschland, sollte das erfolgreichste Projekt der Akademie werden. Er erschien 1753 in lateinischer und deutscher Sprache unter dem Titel: "Atlas geographicus omnes orbis terrarum regiones in XLI tabulis" und seine 41 Karten wurden von Nicolaus Friedrich Sauerbrey (gest. 1771) in Kupfer gestochen. Die kartographischen Vorlagen stammen größtenteils von Johann Christoph Rhode (1713-1786), dem Geographen der Akademie.

Expo des Monats (Februar)

Eine zweite Auflage des Werks in Latein, Deutsch und Französisch mit 44 Karten wurde 1760 herausgebracht, eine dritte 1777. Die hier vorliegende, jüngst für die Kartensammlung der Staatsbibliothek erworbene vierte Ausgabe, erschien undatiert; lediglich in den Ankündigungsanzeigen hieß es "nun im Jahre 1783". Sie enthält die 44 Karten der 1760-er Ausgabe mit dem Vorwort Leonhard Eulers, dessen Name jedoch nirgends mehr erwähnt wird.

Der Einleitungstext, die Begleittexte der Karten, das alphabetische Register sowie eine Liste von weiteren von der Akademie herausgegebenen Karten mit ihren Preisen in deutscher und französischer Sprache verfasst, stehen am Anfang des Bandes.

Der Atlas besteht aus vier Weltkarten, vier Karten der Kontinente (Afrika, Asien, Amerika und Europa) auf je einem Doppelblatt, einer Karte von Amerika auf vier Doppelblättern, einer Karte von Europa auf vier Doppelblättern, vier Karten von Grossbritannien, einer Karte von Russland, einer Karte des Osmanischen Reichs, einer Karte von Palästina und 21 Karten vornehmlich von Europäischen Ländern und Regionen. Die Karten haben ein dem Unterrichtszweck angepasstes Format von ca. 35 x 30 cm und tragen alle den Stempel der Akademie.

Das Gebiet Deutschlands wird in der zweiten Ausgabe von 1760 und folglich auch in dieser hier besprochenen durch drei neue Darstellungen ergänzt: von Thüringen, von Meißen und Lausitz und von Anhalt, "da (im Unterricht) die Geographie von Teutschland Hauptsächlich und ausführlicher abgehandelt zu werden pflegt" [Euler, L.: Geographischer Atlas ..., Vorbericht, S. 6 ].Februar 2011

Besonders erwähnenswert ist die für diesen Schulatlas neu erstellte magnetische Weltkarte, die die Abweichung der Magnetnadel im Jahr 1744 zeigt und somit das große Interesse des Wissenschaftlers Euler am Thema Erdmagnetismus und Berechnung der Längengrade beweist.

Die vierte Ausgabe des "Atlas geographicus" hat, obwohl 1783 erschienen, den geographischen Kenntnisstand von 1753-1760: weder Cooks Entdeckungen in Australien 1770, noch die Amerikanische Revolution von 1776 werden berücksichtigt, vielmehr wird Amerika in dem Zustand der Kolonialzeit von 1753 gezeigt.

Eulers Einsatz am Berliner Schulatlas war nicht das einzige kartographische Projekt, an dem er mitwirkte: als Mitglied der Petersburger Akademie hatte er bereits am "Atlas Russicus" von 1745 mitgearbeitet, dem ersten Atlas des Russischen Reiches, von Joseph-Nicolas Delisle (1688-1768). So beruhen einige Karten des "Atlas geographicus" auf Arbeiten aus dem russischen Atlas, wie etwa die Karte des Russischen Reiches.

Die letzte Karte des Bandes, eine Darstellung des Nordpazifiks mit großen Teilen von Nordamerika und Asien, ist ebenfalls von Joseph-Nicolas Delisle übernommen. Es handelt sich um die zusammen mit Philippe Buache 1752 herausgegebene "Carte des Nouvelles Découverts au Nord de la Mer du Sud”.

Expo des Monats (Februar)

Leonhard Euler war 25  Jahre lang an der Akademie der Wissenschaften in Berlin tätig (1741-1766), von Sankt Petersburg kommend. An der dortigen wissenschaftlichen Akademie hatte er von 1727 bis 1740 als Mathematiker und Physiker gewirkt. 1766 verließ er Berlin wieder und kehrte nach Sankt Petersburg zurück, wo er bis zu seinem Tod 1783 trotz völliger Erblindung 1771 weiterhin seine Studien in Mathematik, Physik, Philosophie, Musiktheorie betrieb und seinen Söhnen und Mitarbeitern seine überragenden und so zahlreichen Forschungsarbeiten diktierte. Der "Mozart der Mathematik", wie er von einem Bewunderer genannt wurde, hat über 800 Forschungsbeiträge verfasst, war u.a. Begründer der Graphentheorie, Liebhaber des magischen Quadrats, eines Vorläufers des heutigen Sudoku und Namensgeber für zahlreiche mathematische Symbole (z. B.: e, x, ∑).

Gabriele Urban

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