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September 2013

Drucke aus der Offizin des Henricus Stephanus

Vier Drucke 1558, 1569, 1578, 1587

Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Sammlung Seltene und Alte Drucke

Expo des Monats (September)

Im Monat September findet erstmalig in Hamburg das ‚VIII. Colloque International de Paléographie Greque‘ statt und lenkt die Aufmerksamkeit nicht nur der Gräzisten auf die Bestände der SUB Hamburg an griechischen Handschriften und Drucken.

Aus diesem Anlass werden als Exponate des Monats einige griechische Drucke aus der hoch bedeutsamen Offizin von Heinrich Stephanus dem Jüngeren gezeigt. Die Bände stammen aus verschiedenen privaten und Schulbibliotheken Hamburgs.

Henri Estienne (* 1531 in Paris, † 1598 in Lyon) verwendete bei der Verlegermarke seiner Drucke zumeist die latinisierte Namensform, wie seine Vorfahren auch, die ab Henricus Stephanus (I., um 1470-1520) allesamt Drucker und Verleger waren. Nachfahren aus der Verlegerdynastie sind bis heute im Buchgewerbe tätig.

In den ersten Lehrjahren lernte Heinrich Stephanus in der Offizin seines Vaters Robert (1503-1559), der von 1526 bis 1550 als Drucker des französischen Königs François I. in Paris wirkte. Während dieser Zeit zum reformierten Bekenntnis übergetreten, verlor Robert den königlichen Schutz und emigrierte mit Familie und Werkstatt nach Genf. Ab 1557 betrieb Henricus Stephanus die väterliche Offizin in Genf weiter, wandte sich ebenfalls dem Calvinismus zu und wurde der Drucker von Johannes Calvin. Sein eigentlicher Verdienst liegt aber in seinen Editionen klassischer Autoren. Als gewandter Philologe, der vor allem an der handschriftlichen Überlieferung und den sich anschließenden Editionsfragen der von ihm edierten und kommentierten Texte interessiert war, hat Henri Estienne eine Vielzahl von Werken griechischer und lateinischer Autoren verlegt.

Häufiger überstiegen die Kosten für seine Ausgaben die Einnahmen durch den Verkauf. So war Stephanus sein Leben lang auf finanzielle Förderung durch hohe Gönner angewiesen. In den Jahren von 1558 bis 1568 etwa fand er Unterstützung durch den Augsburger Kaufmann und Bibliophilen Ulrich Fugger, was dann auch in der Druckermarke zum Ausdruck kam: Huldric[h]i Fuggeri typographus. In den Jahren um 1579 gelang es ihm, wieder für den französischen Hof und König Henri III. zu drucken.

Untrennbar mit dem Namen Henricus Stephanus verbunden ist seine Edition eines großen griechischen Wörterbuches, des Thesaurus Linguae Graecae, der 1572 in fünf Foliobänden erschien (nicht aus-gestellt), eine Entsprechung zum Thesaurus Linguae Latinae, den sein Vater 1531 herausgegeben hatte.

1557
Apologia peri Christianon. = Athenagorae Athenie[n]sis philosophi Christiani apologia pro Christianis, ad imperatores Antoninum & Commodum. Eiusdem, De resurrectione mortuorum: Ex antiquis exemplaribus libellus ille nunc primum profertus. Vterque Graece & Latine. [Genf :] Stephanus, 1557. – 208 S.

Signatur: A/239339

Die Schrift des Philosophen Athenagoras aus Athen, überschrieben mit πρεσβεία περι Χριστιανών, ist eine im Herbst des Jahres 176 oder 177 an die Kaiser Mark Aurel und Commodus gerichtete Verteidigungsschrift der Christen, die sich damals vermehrt Anfeindungen ausgesetzt sahen. „In tolerantem Ton zeichnet Athenagoras das Christentum als vollkommene Philosophie im Kontrast zu Religion und Ethos seiner Zeit“ (C. Scholten, ³LThK 1,1144).

1558
Iustiniani Iustini novellae. = Autokratoron, Iustinianu, Iustinu, Leontos nearai diataxeis. Iustinianu edikta. [Genf :] Stephanus, 1558.

Signatur: Scrin B/459

Der Band mit den Gesetzestexten kam über die Bibliothek des Gymnasiums Johanneum in Hamburg an die SUB.

1569
Henrici Stephani epistola. = Epistola, qua ad multas multorum amicorum respondet, de suæ typographiæ statu, nominatimque de suo Thesauro Lingae Graecae. In posteriore autem eius parte, quam misera sit hoc tempore veterum scriptorum conditio, in quorundam typographorum prela incidentium, exponit]

Signatur: A/40660

Dieser gedruckte Rundbrief an die Geschäftsfreunde von Henricus Stephanus ist eine weit ausholende Schilderung der editorischen Unternehmungen seines Verlages, verbunden mit einer Klage über den prekären Zustand der Druckkunst, insbesondere der des Griechischen. Dem Unvermögen mancher Offizin stellt Stephanus die Druckkunst seiner Werkstatt gegenüber und verweist eindringlich auf den Thesaurus Linguae Graecae, der dann drei Jahre später erscheinen wird. – Der Band stammt aus der Bibliothek des Johann Peter Kohl (1698-1778) und kam über die Schulbibliothek des Gymnasiums Christianeum in die SUB.

1578
Platonis, Avgvstiss. Philosophi, omnium quae extant operum.

Signatur: C/2315:2

Hier ausgestellt ist der zweite Band der bedeutenden Plato-Gesamtausgabe, die Henri Estienne König James I. von England widmete. Editorisch überaus genau, dient die Ausgabe bis heute dazu, mithilfe der sog. „Stephanus-Paginierung“ jede Textstelle aus Platons Werken exakt anzugeben. – Der vom Layout sehr ansprechende zweispaltige und zweisprachige Druck bringt den edierten griechischen Text und die lateinische Übersetzung des Jean de Serres (1540-1598).

1587
He Kaine Diatheke. = Novum Testamentum / vocum & quorundam loquendi generum accuratas partim suas partim aliorum interpretationes margini adscripsit Henricvs Stephanvs.

Signatur: A/205595

Eine von Stephanus’ berühmten Ausgaben des griechischen Neuen Testaments mit seinen nicht unumstrittenen Kommentierungen. Das Exemplar stammt aus der Bibelsammlung des Hamburger Hauptpastors Johann Melchior Goeze, der es Barthold Nicolaus Krohm am 22.8.1783 schenkte.

Hans-Walter Stork

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