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Hamburg, Carl von Ossietzky

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Friedrich Gottlieb Klopstock, Hermanns Schlacht

Ein Bardiet für die Schaubühne. Hamburg und Bremen 1769. Handexemplar des Dichters.

Staats- und Universitätsbibliothek: Klopstock-Nachlass, Signatur: KN 72. , aufrufbar in den Digitalisierten Beständen der SUB

Noch im Dezember 2009 - passend zum zweitausendjährigen Jubiläum der Varusschlacht - erschien im Rahmen der Hamburger Klopstock-Ausgabe der Text-Band "Hermann-Dramen". Die Wertschätzung der drei nun erstmals in einer historisch-kritischen Ausgabe vorliegenden Dramen war im Laufe der Zeit dabei sehr großen Schwankungen unterworfen. Während "Hermanns Schlacht" (1769) nach ihrem Erscheinen so große Resonanz beim zeitgenössischen Publikum hervorrief, dass Klopstock nicht mehr nur als Messias-Dichter, sondern fortan gleichermaßen als Hermann-Dichter apostrophiert wurde, war den beiden folgenden Dramen "Hermann und die Fürsten" (1784) und "Hermanns Tod" (1787) dieser Erfolg nicht mehr beschieden. Die Nachwelt urteilte partiell sogar mit expliziter Härte, so etwa der an der Ohio State University lehrende Literaturwissenschaftler Bernd Fischer, der über "Hermann und die Fürsten" lapidar feststellt: "Dieses Drama zählt in vieler Hinsicht zu den schlechtesten der deutschen Literaturgeschichte". Dieses Urteil wird sich vielleicht mit dem Erscheinen des im Moment noch in Arbeit befindlichen Apparat-Bandes zu den "Hermann-Dramen" etwas revidieren lassen, denn zumindest Klopstocks besondere ästhetische Konzeption der Trilogie, ihre in den eingestreuten Bardengesängen sich vollziehende Übersetzung von körperlicher Schlachtbewegung in Freie Rhythmen, lässt den Dichter mit einem poetischen Modell experimentieren, das die "Hermann-Dramen" als Gattung sui generis zwischen sprech- und musiktheatralischen Formen changieren lässt.

Eines der schönsten und interessantesten Exponate des 1950 aus Privatbesitz erworbenen Klopstock-Nachlasses ist das Handexemplar zu Klopstocks "Hermanns Schlacht". Dabei handelt es sich um ein Exemplar des Erstdrucks, das Klopstock mit zahlreichen eigenhändigen Eintragungen versehen hatte zum Zweck der Vorbereitung einer Neufassung des Dramas für die seit 1798 unter seiner eigenen Aufsicht bei Göschen in Leipzig erscheinenden Werkausgabe. Da Klopstock im März 1803 starb, konnte er diesen Veränderungsprozess nicht mehr zu Ende führen. Die Betreuung der Herausgabe der noch folgenden Bände übernahm Klopstocks Freund Christoph Daniel Ebeling (1741-1817). Er war unter anderem Leiter der Vorgängerinstitution der heutigen Staats- und Universitätsbibliothek, der damaligen Stadtbibliothek. Ebeling schrieb am 15.9.1803 an den Verleger Göschen, er habe "einige der Dramen", darunter "die sehr veränderte Hermannsschlacht schon ganz nach zwei Handschriften des seligen Klopstocks verglichen und die beste für Sie zum Druck zurecht gemacht". Mit "Handschriften" meinte Ebeling zwei Handexemplare Klopstocks, von denen er eines als Druckvorlage des 1804 erschienenen achten Bandes der Werkausgabe bestimmte. In das bei ihm verbliebene und später wieder zum Nachlass gegebene Handexemplar trug Ebeling die Einträge der Druckvorlage zum Teil in seiner eigenen Handschrift nach, wodurch dieses Handexemplar nicht nur von großer textgenetischer Bedeutung für die Edition des Werkes ist, sondern auch für die Verflechtung der Hamburger Klopstock-Ausgabe mit der Geschichte dieser Bibliothek, an der sie seit 1962 erarbeitet wird.

Mark Emanuel Amtstätter

Expo des Monats (August)

Edition:

  • Friedrich Gottlieb Klopstock, Werke und Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. (Hamburger Klopstock-Ausgabe). Hrsg. von Horst Gronemeyer, Elisabeth Höpker-Herberg, Klaus Hurlebusch und Rose-Maria Hurlebusch (†). Abteilung Werke VI: Hermann-Dramen. Hrsg. von Mark Emanuel Amtstätter. Band 1: Text. Berlin, New York 2009.

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