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Hamburg, Carl von Ossietzky

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Stammbuch des Paul Langermann

Hamburg 1614. Papierhandschrift mit zeitgenössischem Pergamenteinband. 232 Blätter, davon 166 leer. - 10,5 x 16 cm

Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek, Cod. Stammbuch 48, aufrufbar in den Digitalisierten Beständen der SUB

"Stambuch / Zu Ehren aller auff/richtigen und Erbarn Gesel/len und gueten freunde Die / mir Ihrer darbey Zugedencken / Hiereiner geschrieben und durch / Mich Paulum Langerman von / Hamburgk vorfertigett Am 1 Decembr./ Anno 1614" - so beginnt das Stammbuch des Paul Langermann, das die SUB Hamburg im Jahre 2010 für ihre Sondersammlungen erwerben konnte.

Das Titelblatt ist aufwendig kalligraphisch in Goldtinte geschrieben und von einer Rankenbordüre gerahmt; auch die drei folgenden Seiten sind dergestalt ausgestattet. Der weitere Text lautet: "In Jesus Sijrach man List / das all freundschafft die besteist (= besteht) / So auch am lengsten thuet bestahn / Wen man sie briflich sehet an. / Dieselbe nun ferner zu Mehrn / Hab ich Paul Langerman Zu Ehrn / Einbinden lassen das Buch vil gut / Damit ein jedr drein schreiben thut / Den Nahmen undt das Wappen sein. / Durch den Mahler gezieret fein ...".

Das Stammbuch legte Paul Langermann (1596-1659) im 18. Lebensjahr für sich an; die kostbar kalligraphierten Einleitungsseiten und die Bindearbeiten des Stammbuches schenkte ein Dritter ihm aus diesem Anlaß - leider hat er sich nicht mit Namen eingetragen.

In dieser äußeren Form - hochrechteckig, in Pergament eingebunden und mit 232 Blättern recht umfangreich - entspricht das Langermann'sche Stammbuch den üblichen Stammbüchern des 16. und 17. Jahrhunderts. Die studentische Sitte, Stammbücher anzulegen, ist allerdings älter und läßt sich auf Gepflogenheiten in der Universitätstadt Wittenberg zurückführen. Das älteste bisher bekannte Stammbuch wurde dort im Jahr 1545 begonnen.

Zunächst ließen sich die Studenten Bücher ihrer Professoren signieren, nicht immer nur mit den uns ja auch heute noch durch Autorenunterschriften bei Buchvorstellungen bekannten Autogrammen, sondern zunehmend auch durch lange Texte. Der Reformator Philipp Melanchthon ist für derartige lange Eintragungen bekannt; auch die SUB Hamburg besitzt einen Reformationsdruck mit einer umfangreichen, auf Pergament geschriebenen Widmung Melanchthons (Cod. in scrin. 226d).

Ab dem 17. Jahrhundert wurde es dann Sitte, entweder dafür thematisch geeignete Drucke mit zahlreichen Leerseiten durchschiessen zu lassen, damit man sich darauf eintragen konnte, oder es wurden von vornherein Bücher mit leeren Blättern kostbar eingebunden.

Langermanns Stammbuch ist auf die letztbeschriebene Art und Weise angelegt. Nach dem Titelblatt - wie ein Besitzervermerk gedacht - und der zitierten Einleitung folgen 229 Blätter. Davon sind nur 63 Blätter verwendet worden, die übrigen sind leer.

Expo des Monats (Juli)

Die eigentlichen Stammbucheintragungen finden sich vor allem im hinteren Drittel des Stammbuches. Durchaus nicht chronologisch angelegt, sondern in bunter Reihenfolge begegnen Eintragungen von

Michael Schirmer, Leipzig, 21. Dezember 1619,
Johann Hußmanns, Magdeburg, 10. Februar 1615,
Hans Haffner, Leipzig, 2. September 1617,
Johannes Wegner aus Wels in Österreich, 30. Juni 1617,
Georgius della Tonger, Amsterdam, 28. Oktober 1619 und
Antonio Cunchier jun., Straßburg, Januar 1616.

Paul Langermann ist während seines Studiums oder Ausbildungszeit, die ihn auf seinen späteren Beruf als Apotheker und Gewürzhändler vorbereiteten, doch einigermaßen herumgekommen!

Den besonderen Reiz seines Stammbuchs machen jedoch die elf Gouachen aus, die Allegorien darstellen oder Szenen aus der antiken Mythologie zeigen. Sie sind von einem professionellen und qualitativ sehr gut arbeitenden Buchmaler angefertigt, der mit dem Monogramm "HPL" signiert. Wer sich dahinter verbirgt, ist noch nicht klar. Bei einer der Szenen, der vielleicht schon anzüglich zu nennenden Darstellung des "Frauenfangs", lässt sich zeigen, dass der Stammbuchmaler themengleiche Kupferstiche kopierte.

Schließlich enthält der Band unter anderem noch in sich geschlossene Folgen von Kupferstichen: eine Johannesvita des Adrian Collaert (16 Kupfer) und eine Kupferstichfolge von 24 Kupfern des Servatius Raven zur Passion Christi sowie einen Scherenschnitt auf schwarzer Tuschunterlage mit Blume und Vogel, der von Cornelia de Bobäelan signiert ist.

Die Neuerwerbung ergänzt die bereits vorhandenen Stammbücher der Verwandten von Paul Langermann, Lucas (1625-1686) und Lorenz Langermann (1645-1649).

Hans-Walter Stork

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