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Hamburg, Carl von Ossietzky

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Papyrus-Sammlung

Die Papyrussammlung umfasst heute insgesamt 990 Papyri

Die Hamburger Bibliothek war seit 1906 Mitglied des "Papyrus-Kartells", wie die 1902 gegründete "Commission zur Erwerbung griechischer-litterarischer Papyri aus Egyten" kurz genannt wurde. Das Kartell bekam aus Berlin und Straßburg (Deutsche Reichsuniversität seit 1870) große Geldmittel, um in Ägypten (Faijum), Papyri aufzukaufen. Dort wurden Bücher, die man nicht mehr verwenden wollte oder aufgrund ihrer Erhaltung nicht mehr verwenden konnte, regelrecht begraben. Der trockene Wüstensand konservierte die der Benutzung entzogenen Papyri optimal; sie blieben wenn auch fragmentiert erhalten, bis zur Wiederauffindung in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Unter der Leitung des Kasseler Ägyptologen Dr. Otto Rubensohn wurden bis einschließlich 1910 die zahlreichen Funde in Ägypten geschlossen angekauft; man vermied dadurch eine Abwanderung in den Antiquitätenhandel und eine oftmals damit einhergehende Zerstreuung der Funde.

Die Mitglieder des Papyrus-Kartells stellten aus ihren Etats Geld für die Papyruskäufe zur Verfügung und konnten aus den oftmals nur grob identifizierten Neufunden ihre Auswahl nach der Höhe der Einlage treffen; gab es mehrere Interessenten für dasselbe Stück, entschied eine Verlosung. Für die Hamburger Bibliothek waren einige sehr bedeutende Stücke darunter, wie die "libelli libellatici". Diese Opferbescheinigungen gelten als Zeugnisse für die erste systematische Christenverfolgung im gesamten römischen Reich. Bisher sind weltweit 46 Vertreter dieser Gattung aus verschiedenen Papyrussammlungen publiziert, die Hamburger Bibliothek besitzt mit 19 'libelli' den größten Bestand.

Im Jahr 1927 erwarb die Bibliothek 27 Blätter eines Papyrusbuches, dessen Inhalt sich als hochbedeutend herausstellte: es enthält neben anderen Texten elf Seiten der sog. "Acta Pauli". Damit bewahrt die Hamburger Bibliothek den einzigen größeren Textzeugen dieser "apokryphen" Schrift auf, wenn man von kleinen und kleinsten Fragmenten in anderen Bibliotheken absieht. (Diese konnten auch erst identifiziert werden, nachdem der Textzusammenhang durch die Hamburger 'Acta' klar geworden war). Anders als viele der Hamburger Papyri stammen die hier gezeigten Einzelblätter aus einem Codex und nicht von einer Buchrolle. Die "Acta Pauli", die von den Taten des Apostels Paulus berichten, standen in der Frühzeit christlicher Überlieferung im selben Rang wie die sog. "kanonischen", also in den Gesamtzusammenhang des Neuen Testaments aufgenommenen Schriften. Als "apokryphe" Schriften anderen Überlieferungsumständen ausgesetzt, sind zusammenhängende Textzeugen von allergrößter Seltenheit. Der Text, dessen Anfang verloren ist, setzt ein mit dem Verhör des Paulus in Ephesus. Wie die meisten der Hamburger Papyri auch, kommen die "Acta Pauli" aus dem Faijum in Ägypten.

Von den Papyri sind bislang erst etwa ein Drittel katalogisiert, die übrigen harren noch der Bearbeitung. Darüber hinaus sind einige Papyrusbündel noch nicht nach Inhalten sortiert und - wie ansonsten üblich - dann als zusammenhängend erkannte Teile unter Glas gerahmt.

Dr. Katrin Janz-Wenig


Handschriften, Hebraica, Judaica
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