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Hamburg, Carl von Ossietzky

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'Hamburg' in der Sammlung Seltene und Alte Drucke der Stabi

Trotz großer Kriegsverluste ist die ganze Hamburger und Altonaer Druckgeschichte präsent, von Inkunabeln und Reformationsdrucken über die Aufklärungsschriften bis zur Gegenwart
Illustration zu Philipp Otto Runge: Farbenkugel. Hamburg: Perthes, 1810. Signatur: Scrin B/170.
Illustration zu Philipp Otto Runge: Farbenkugel. Hamburg: Perthes, 1810. Signatur: Scrin B/170.
Druckvermerk vom 14. Nov. 1491 am Ende des ältesten datierten Hamburger Drucks. Signatur: Inc B/38.
Druckvermerk vom 14. Nov. 1491 am Ende des ältesten datierten Hamburger Drucks. Signatur: Inc B/38.

Die Stabi verfügt über einen ansehnlichen Fundus wertvoller historischer und bibliophiler Drucke. Trotz großer Verluste durch die Zerstörung und Verschleppung ausgelagerter Bestände im Zweiten Weltkrieg sind hervorragende Beispiele für alle Aspekte der Buch- und Druckgeschichte vorhanden, unter denen das Hamburger und Altonaer Verlagswesen naturgemäß in besonderem Maße repräsentiert ist.

In ihrer Inkunabel-Sammlung mit ca. 260 Drucken aus dem 15. Jahrhundert bewahrt die Bibliothek auch den ältesten datierten Hamburger Druck, die Laudes beatae Mariae virginis des Johannes de Voragine aus dem Jahr 1491; von den restlichen 4 Hamburger Drucken aus der Inkunabelzeit, die nur als Fragmente erhalten sind, besitzt sie 2.

Zu einer nennenswerten Buchproduktion ist es in Hamburg erst im Gefolge der Reformation gekommen: rund 750 Drucke des 16. Jahrhunderts weist die Bibliographie von Kayser/Dehn nach. Der größere Teil von ihnen dient der Verbreitung reformatorischen Gedankenguts; die niederdeutsche Sprache dominiert, nur je ein Viertel ist hochdeutsch oder lateinisch. Von 1580 bis 1620 ist Hamburg das Zentrum des niederdeutschen Buchdrucks.

Mehr als 200 dieser Drucke sind vorhanden und im Scrinium [= Schrank] aufgestellt; besonders hervorzuheben sind das 1523 in der sog. Ketzerpresse gedruckte niederdeutsche Neue Testament (Dat Nye Testament tho dude) und der 1529 von Bugenhagen veranlasste Druck von Luthers Kleinem Katechismus in niederdeutscher Sprache - er erschien noch vor der ersten Wittenberger hochdeutschen Buchausgabe.

Aus der im 17. Jahrhundert stetig wachsenden Hamburger Buchproduktion besitzt die Bibliothek ca. 1000 Drucke; sie sind zum überwiegenden Teil ebenfalls in der Signaturengruppe Scrin aufgestellt. Das Spektrum reicht hier von den Elementa linguae latinae (1606) bis zum Wegweiser zur Erlernung der englischen Sprache (1699), vom niederdeutschen Reineke de Voß (1606) bis zur ersten vollständigen arabischen Ausgabe des Koran durch Abraham Hinkelmann (1694) und vom Destillier- und Artzneybuch (1614) bis zu Valentin Heins Einführung in die Kaufmännische Rechnung (1698).

An besonders bemerkenswerten Hamburger Drucken aus dem 18. Jahrhundert seien hier nur die deutschen Erstausgaben von Daniel Defoes Robinson Crusoe (1720) und von Jonathan Swifts Gullivers Reisen (1727), Lessings Hamburgische Dramaturgie (1767-68) und Homers Odyssee in der Übersetzung von Johann Heinrich Voss (1781) genannt.

Zu den Spitzenstücken aus dem 19. Jahrhundert zählen Philipp Otto Runges Farbenkugel (1810), das Lied der Deutschen im Erstdruck von 1841 sowie Das Kapital von Karl Marx, dessen erster Band 1867 im Verlag von Otto Meisner erschien.

Darüberhinaus befinden sich unter den ca. 12.000 Bänden der Rara-Sammlung ca. 2000 Hamburger Drucke aus dem 18. Jahrhundert; ihre Zahl wird im Zuge der elektronischen Katalogkonversion weiter anwachsen. Hier sind alle Gattungen der Buchproduktion vertreten - Amtsdruckschriften, Gelegenheitsschriften (z.B. Hochzeitsgedichte, Libretti), Reiseberichte, Schöne Literatur, Erbauungsschrifttum, Gesangbücher, Ratgeber, wissenschaftliche Veröffentlichungen usw., wie z.B. das Quadratum Alchymisticum : Das ist Vier auserlesene rare Tractätgen Vom Stein der Weisen (1705), Die Sehenswürdigkeiten der Stadt Londen in Engelland (1706), Johann Georg Büschs Versuch einer Geschichte der hamburgischen Handlung (1797) oder ein Hamburgisches Kochbuch (1788).

Soweit die Drucke aus dem geretteten Altbestand herrühren, sind sie häufig - wie auch viele nicht in Hamburg gedruckte Werke - durch ihre Provenienzvermerke interessant, die Auskunft darüber geben, wie die Bestände der Bibliothek durch Schenkungen und Vermächtnisse vermehrt worden sind.

Insgesamt rund 2.300 Bände Pressendrucke und illustrierte Drucke, davon ca. 500 aus Hamburg, veranschaulichen die Geschichte des Schönen Buches vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis heute (Signaturengruppe Sem 19). In ihr haben Hamburger Buchkünstler wie etwa Johannes Schulz (Werkstatt Lerchenfeld), Richard von Sichowsky, Otto Rohse und Roswitha Quadflieg (Raamin-Presse) eine herausragende Rolle gespielt.

Gleiches gilt für die Einbandsammlung (Signaturengruppe Teg) mit ca. 500 Beispielen zum Bucheinband des 16. bis 20. Jahrhunderts. Auch hier gehören die Arbeiten bedeutender Hamburger Einbandkünstler wie Johannes Gerbers, Ignaz Wiemeler, Kurt Londenberg und Christian Zwang zu den Spitzenstücken.

Schließlich befinden sich unter den knapp 16.000 Einzelblättern der Porträt- und Kupferstichsammlung, die mit allen oben genannten Sammlungen zusammen die Sammlung Seltene und Alte Drucke der Stabi bildet, rund 1.500 Porträts von Hamburger Persönlichkeiten, auch vorwiegend aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
 

Literatur:

  • Kayser, Werner: Bibliographie der Hamburger Drucke des 16. Jahrhunderts / von Werner Kayser und Claus Dehn. - Hamburg : Hauswedell, 1968. - XIV, 301 S. : Ill. (Mitteilungen aus der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek ; 6)
  • Hamburger Bücher : 1491 - 1850 ; aus der Hamburgensien-Sammlung der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg / hrsg. von Werner Kayser .... - Hamburg : Hauswedell, 1973. - 162 S. : zahlr. Ill. (Mitteilungen aus der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg; 7)
  • Hamburger literarisches Leben im 18. Jahrhundert : ein Verzeichnis der Bestände der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky / [Red.: Harald Weigel]. - Herzberg : Bautz, 1994. - 216 S. (Bibliothemata ; 11)

Kontakt:

Dr. Anne Liewert


Historische Bestände, Sondersammlungen, Alte Drucke und Karten
E-Mail: anne.liewert@sub.uni-hamburg.de
Telefon: +49 40/42838-3371
Telefax: +49 40/42838-3352

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