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Hamburg, Carl von Ossietzky

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Geschichte

Von 1479 bis heute: Über fünf Jahrhunderte im Überblick

1479 Gründung einer Ratsbibliothek

Die Ursprünge der heutigen Staats- und Universitätsbibliothek liegen im 15. Jahrhundert. In den Jahren 1479-81 begründete der Hamburger Bürgermeister Hinrich Murmester eine Ratsbibliothek, die "jedem ehrbaren Manne" offenstehen sollte. Wenn auch nur wenig Konkretes über diese Einrichtung bekannt ist, kann sie doch als erste öffentlich zugängliche Büchersammlung und damit als Vorgängerin der Staats- und Universitätsbibliothek gelten.

17. Jahrhundert: Buch- und Geldspenden

Der Senator und spätere Bürgermeister Sebastian von Bergen ließ sich 1610 vom Senat ermächtigen, Mitbürger und ganze Innungen zu Buch- und Geldspenden für die Johanneumsbibliothek aufzufordern. Die so zusammengebrachten Bücher haben auf dem Einband die Bezeichnung "Schola S. Johannis" unter Hinzufügung des Schenkungsjahres. In den Schenkungsurkunden wird die Bibliothek als "Nova Bibliotheca S. Johannis" bezeichnet. Das Anwachsen der Bestände führte dazu, dass im S. Johanniskloster 1648 ein Bibliothekssaal eingerichtet wurde, dessen Ausstattung die Bewunderung der Zeitgenossen gefunden hat.

Im Verlaufe des 17. Jahrhunderts erhielt die Bibliothek die Bücher- und Handschriftensammlungen des Domherrn und Juristen Friedrich Lindenbrog (1573-1648) einschließlich der Bibliothek seines Vaters Erpold und seines Bruders Heinrich, des Mathematikers Johann Adolph Tassius (1585-1654), des Arztes und Naturforschers Joachim Jungius (1587-1657), des Stadtphysikus Paul Marquard Schlegel (1605-1653), des Kantors Thomas Selle (1599-1663), des Leiters der Vatikanischen Bibliothek Lucas Holstenius (1596-1661; Teilnachlass), des Philologen Vincent Placcius (1642-1699) sowie des Herzoglich Braunschweigischen Geheimen Rats und Kanzlers Heinrich Langenbeck (1603-1669).

Durch diese Schenkungen wuchs der Bestand der gemeinen Bibliothek auf 25.000 Bände an. Während die Handschriftenbestände dieser Schenkungen weitgehend erhalten blieben, sind bei den Buchbeständen im Zweiten Weltkrieg verheerende Verluste entstanden.

1696 Pflichtexemplarrecht

Bereits 1696 beschloss der Senat die Ablieferung von Pflichtstücken für Verleger und Drucker, worauf das heutige Gesetz zur Pflichtabgabe von 1988 zurückgeht.

Bibliotheksgebäude von 1745, von der Seite des Plans, Stich um 1840
Bibliotheksgebäude von 1745, von der Seite des Plans, Stich um 1840

1751 Öffentliche Stadtbibliothek

Der Übergang von der Bibliothek eines Gymnasiums zu einer "Öffentlichen Stadtbibliothek" wurde deutlich in der Bibliotheksordnung vollzogen, die der Senat 1751 für die "gemeine Bibliothek" erließ. Ein Grund für die Neuordnung des Bibliothekswesens war die große Zahl bedeutender Büchervermächtnisse, die an die Stadt Hamburg gefallen waren. Auch in der unmittelbaren Zukunft waren Vermächtnisse die bedeutendste Quelle der Bestandsvermehrung.

Den wertvollsten Zuwachs in ihrer Geschichte erhielt die Bibliothek durch die Stiftung der Gebrüder Johann Christoph Wolf (1683-1739) und Johann Christian Wolf (1690- 1770). Der ältere Wolf, Professor für orientalische Sprachen und Hauptpastor an der St. Katharinenkirche, besaß eine bedeutende Büchersammlung und zahlreiche abendländische, besonders aber hebräische und orientalische Handschriften. Der wichtigste Teil entstammt der Sammlung des Frankfurters Zacharias Conrad von Uffenbach.
Der jüngere Wolf, Professor für Physik und Poesie am Akademischen Gymnasium und Leiter der Bibliothek, ergänzte die Sammlungen seines Bruders. Nach seinem Tod gingen die Bestände, 25.000 Bücher und die Handschriftensammlung, in das Eigentum der Hamburger Bibliothek über.

Mit dieser Stiftung war die Stadtbibliothek Hamburg auf über 50.000 Bände angewachsen und zählte damit zu den bedeutendsten Stadtbibliotheken in Deutschland. Die alten Räume konnten die Bestände nicht mehr aufnehmen. Das Gebäude wurde abgebrochen, ein Neubau an gleicher Stelle 1751 feierlich eröffnet.

Ende des 18. Jahrhunderts ging die Bereitschaft Hamburger Bürger zurück, die Bibliothek mit Geschenken und Vermächtnissen zu bedenken. Eine bedeutende Ausnahme war die Bibelsammlung des Hamburger Hauptpastors Johann Melchior Goeze (1717-1786), die 1792 an die Stadtbibliothek gelangte; sie ging im Zweiten Weltkrieg bis auf 8 Handschriften und 66 Drucke verloren.

1801 Jährlicher Erwerbungsetat

Durch Beschluss des Senats und der Bürgerschaft erhielt die Bibliothek auf Betreiben des Bibliotheksdirektors Christoph Daniel Ebeling (1741-1817) ab 1801 einen jährlichen Erwerbungsetat, sodass eine planmäßige Anschaffungspolitik möglich wurde.

Die Bibliothek am Speersort

1840 Neubau

Im Jahre 1835 verfügte die Bibliothek über 119.000 Bände. Nach wie vor waren Schenkungen ein bedeutendes Element der Bestandserweiterung. Um den Übergang in eine moderne Bibliothek zu gewährleisten, musste wiederum ein neues Gebäude geschaffen werden. Gemeinsam mit der Gelehrtenschule des Johanneums wurde im Jahre 1840 am Speersort, auf dem historischen Domplatz, ein Bau errichtet, der glücklicherweise vom Hamburger Brand des Jahres 1842 verschont blieb.

Bestand Ende des 19. Jahrhunderts

Im neuen Gebäude wuchs der Bestand schnell. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts besaß die Bibliothek ca. 560.000 Bände (einschließlich der Hochschulschriften). An besonderen Beständen wurden 1886 Teile der Bibliothek des Schriftstellers Friedrich Nicolai (1733-1811), ergänzt von seinem Enkel, dem Archäologen Gustav Parthey (1798-1872), und 1889 die Büchersammlung des Klopstock-Forschers Friedrich August Cropp erworben. Aus dem 19. Jahrhundert stammt die ursprünglich private Autographensammlung von Elisabeth Campe (1786-1873) und ihrer Pflegetochter Elise Reclam-Campe (1810-1861), die nach dem Tod der letzteren der damaligen Staatsbibliothek übergeben wurde.

1919 Gründung der Universität Hamburg

Mit Gründung der Universität Hamburg im Jahre 1919 erhielt die wissenschaftliche Stadtbibliothek auch die Aufgabe einer Universitätsbibliothek.

Zerstörung 1943

1943 Zerstörung der Bibliothek

Im Jahre 1943 war der Bestand auf ca. 850.000 Bände angewachsen, von denen mehr als 700.000 bei den Luftangriffen vernichtet worden sind. Die Hamburger Bibliothek ist die deutsche Bibliothek mit den größten Kriegsverlusten. Gerettet wurden Teile der Handschriften und Rara sowie die Literatur folgender Fächer (ca. 140.000 Bde): Teile der Physik, Chemie, Geowissenschaften; Jurisprudenz; neuere Philologien. Ein weiterer Teil des Buchbestandes war vor den Luftangriffen ausgelagert worden. Etwa 12.000 wertvolle Drucke (Inkunabeln, Reformationsdrucke, niederdeutsche Drucke, Musikalien, deutsche Literatur des 17. Jahrhunderts) haben den Krieg überdauert, sind aber zur Zeit verschollen (s. auch die Ausstellung "Operation Gomorrha - Die Zerstörung der Hamburger Staatsbibliothek 1943").

Nachkriegszeit

Die Erwerbungspolitik der unmittelbaren Nachkriegszeit war dadurch geprägt, neben der aktuellen Forschungsliteratur die Grundlagenliteratur der Fächer, deren Bestände im Zweiten Weltkrieg vernichtet worden waren, antiquarisch zu erwerben. Da auch das Bibliotheksgebäude zerstört worden war, musste zunächst das Wilhelm-Gymnasium an der Moorweidenstraße als Provisorium genutzt werden. Der Vorteil war, dass die Bibliothek nun in die unmittelbare Nähe des Zentrums der Universität Hamburg rückte.

Der Gebäudekomplex mit Altbau, Verwaltungsgebäude, Bücherturm und Benutzungstrakt
Der Gebäudekomplex mit Altbau, Verwaltungsgebäude, Bücherturm und Benutzungstrakt

Neubauten

1960 wurde ein Büchermagazin errichtet, 1968 kam ein Verwaltungsgebäude hinzu, und der Schlussstein des Gebäudekomplexes ist der 1982 fertiggestellte Trakt mit den Räumen für die Benutzer.

Gegenwart

Gegenwärtig verfügt die Bibliothek über einen Bestand von 5,3 Millionen Medien. Sie ist die zentrale wissenschaftliche Bibliothek Hamburgs, dient der Bücherversorgung der Hamburger Hochschulen und der wissenschaftlich interessierten Hamburger Bevölkerung, archiviert das in und über Hamburg erschienene Schrifttum und erfüllt überregionale Aufgaben im Rahmen der Forschungsinformationsdienste der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Über Carl von Ossietzky

Erfahren Sie mehr über Carl von Ossietzky, den Namensgeber der Bibliothek.

Carl von Ossietzky, Ende März 1919.
Carl von Ossietzky, Ende März 1919.