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So wütete die Cholera in Hamburg

Dienstag, den 15.08.2017

Pressespiegel

BILD Hamburg, Artikel von Charlie Walter: Vor 125 Jahren starben mehr als 8000 Menschen an der Epidemie

Cholera in Hamburg - BILD Hamburg

Stabi-Bibliothekarin Antje Theise zeigt den seltenen Bericht von Zeitzeuge Hugo Borges (aus dem Bestand der Stabi Hamburg): „Die Cholera in Hamburg” (1892).

Am 15. August 1892 stirbt ein Sielarbeiter an Brechdurchfall. Fünf Tage später gibt es 36 Tote, nach einer Woche sind es 200.

Doch der Hamburger Senat spielt die Gefahr herunter. Auswanderer-Schiffe verlassen weiterhin Hamburg und bringen die Seuche nach New York.

Schließlich greift die Reichsregierung in Berlin ein und schickt den Bakteriologen Robert Koch nach Hamburg. Er soll die Epidemie stoppen.

Die Niedernstraße in der Hamburger Altstadt. In den engen und schmutzigen Gängevierteln breitet sich die Seuche im Sommer 1892 rasant ausFoto: Vintage Germany / Slg. Uwe Ludwi

„Ich vergesse, dass ich in Europa bin”, schreibt Koch über die Zustände in den engen Gängevierteln. „Ich habe noch nie solche ungesunden Wohnungen, Pesthöhlen und Brutstätten für jeden Ansteckungskeim angetroffen.”

In den Gängevierteln hausen die Ärmsten der Armen. Acht Familien teilen sich ein Klosett. Das Abwasser landet in den Fleeten, aus denen die Menschen ihr Trinkwasser schöpfen. Dazu die schlimmste Hitze seit Jahren – ideale Bedingungen für den Cholera-Erreger.

Die Seuche rafft 8605 Hamburger dahin. Weil es zu wenig Särge gibt, schaufeln 125 Männer Massengräber auf dem Friedhof Ohlsdorf.

Totengräber auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Hier schaufeln 125 Männer Massengräber für die zahlreichen Cholera-Toten.

Zeitzeuge Hugo Borges schreibt: „Wer nicht selbst die gefüllten Kranken- und Leichenhäuser besichtigte, kann sich kaum einen Begriff machen von der Schwere des Unglücks.”

Die Wirtschaft der Stadt liegt am Boden, der Hafen ist abgeriegelt. Das „Tor zur Welt” fällt ins Schloss.

Robert Koch handelt. Der Mediziner lässt abgekochtes Wasser verteilen und Schulen schließen („Cholera-Ferien”). Im Oktober ist der Spuk nach zehn Wochen vorüber.

Um weitere Epidemien zu verhindern, lässt der Senat die Gängeviertel sanieren. 1893 bekommt die Stadt ein Filtrierwerk für Trinkwasser.

Im benachbarten Altona wurde das Wasser schon früher gefiltert. Dort hat es kaum Cholera-Tote gegeben.

 

 

Kontakt:

Referat für Öffentlichkeitsarbeit


Dr. Konstantin Ulmer
E-Mail: konstantin.ulmer@sub.uni-hamburg.de
Telefon: +49 40/42838-5918

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