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Hamburg, Carl von Ossietzky

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Hamburger Studenten und die Weiße Rose

Das Leben der Studenten Hans Leipelt, Reinhold Meyer und Karl Ludwig Schneider und ihr beispielhaftes Widerstehen im Nationalsozialismus stehen im Mittelpunkt der Ausstellung und werden umfassend dokumentiert
Hans Leipelt 1940
Hans Leipelt 1940
Reinhold Meyer, 1942
Reinhold Meyer, 1942
Karl Ludwig Schneider, 1941
Karl Ludwig Schneider, 1941

Widerstehen im Nationalsozialismus

Lange vor Beginn des Zweiten Weltkrieges hatten sich in Hamburg, unabhängig voneinander, einige Freundeskreise gebildet, die den Nationalsozialismus ablehnten und sich mit der offiziell unerwünschten und verfemten Literatur, Musik und bildenden Kunst beschäftigten. Schüler und Studenten kamen zusammen, um sich geistige und künstlerische Freiräume zu bewahren und sich für individuelle Entfaltungsmöglichkeiten einzusetzen. Die zunehmenden Einschränkungen der geistigen Freiheit, die Missachtung christlich-humaner Werte und die Verfolgung jüdischer Freunde ließen in den musisch interessierten Kreisen die Gespräche über Dichtung und Kunst immer häufiger in politische Diskussionen übergehen. Ab Herbst 1942 diskutierte man die aus München nach Hamburg gelangten „Flugblätter der Weißen Rose“, und die Hamburger Studenten vervielfältigten sie und gaben sich an vertrauenswürdige Personen weiter.

Als der Chemiestudent Hans Leipelt – der nach München gegangen war, da er seit 1941 nicht mehr in Hamburg studieren durfte – Ostern 1943 mit seiner Freundin Marie-Luise Jahn nach Hamburg kam, informierte er seine Freunde über die Hinrichtung der Geschwister Scholl und die Ereignisse an der Münchner Universität. Er übergab ihnen eine Abschrift des letzten Flugblattes, betitelt „Kommilitonen! Kommilitonen!“, das durch seinen Aufruf zum „Kampf jedes einzelnen von uns um unsere Zukunft, unsere Freiheit und Ehre „ und „gegen die Verknechtung Europas durch den Nationalsozialismus“ in den oppositionellen Kreisen den Wunsch weckte, auch in Hamburg größere Widerstandsaktionen durchzuführen. Doch dafür blieb den Studenten nicht mehr viel Zeit, denn die Gestapo war ihnen bereits auf der Spur. Sie hatte in zwei Hamburger Freundeskreise Spitzel eingeschleust und begann Mitte September 1943 mit ersten Verhaftungen. In den folgenden Monaten wurden fast dreißig Personen festgenommen und in das von der SS als KZ geführte Hamburger Polizeigefängnis Fuhlsbüttel eingeliefert.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Leben der Studenten Hans Leipelt, Reinhold Meyer und Karl Ludwig Schneider. Ihr beispielhaftes Widerstehen im Nationalsozialismus wird umfassend dokumentiert. Einbezogen sind die zum Kreis um Leipelt und Schneider gehörende Musikstudenten Dorothea Zill, sowie als Bindeglieder zwischen München und Hamburg die mit Leipelt befreundete Marie-Luise Jahn und die mit Scholl und Schmorell befreundete Medizinstudentin Traute Lafrenz. Dank des reichen Materials wird auf dem Hintergrund des politischen Geschehens durch Dokumente, historische Bilder und Beispiele damals verfemter Literatur gleichzeitig ein Stück Zeitgeschichte anschaulich dargestellt.

Konzeption und Erarbeitung: Nina Schneider unter Mitarbeit von Klaus Müller und Klaus Reise.

Die Ausstellung wird freundlich unterstützt von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, der Katholischen Akademie Hamburg, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Hamburg und der Gesellschaft der Freunde der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg.