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Hamburg, Carl von Ossietzky

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Nach 300 Jahren Pause der erste"Polydorus"

Freitag, den 16.03.2018

Pressespiegel

In der Stabi Hamburg wurde ein Stück des Barock-Komponisten Carl Heinrich Graun aufgeführt. Elisabeth Richter im Abendblatt: «Musikalisch hochklassig und spannungsvoll!»

Hamburg. Elisabeth Richter

Psychoanalytiker hätten bei dieser Familiendynamik alle Hände voll zu tun. Rund um den Trojanischen Krieg ging es bei den siegreichen Griechen und den unterlegenen Trojanern in mancher Familie heiß her. Und gute wie schlechte Emotionen sind für Komponisten schon immer willkommene Inspiration für packende Musik gewesen. Ein lohnendes Beispiel ist die jetzt wiederentdeckte, mehr als zu Unrecht vergessene deutsche Oper "Polydorus", 1726 komponiert von dem noch immer zu ­wenig bekannten Barock-Komponisten Carl Heinrich Graun (1704–1759). Im Lichthof der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg sorgte das Ensem­ble barockwerk hamburg unter Ira Hochman jetzt für die erste Wiederaufführung seit fast 300 Jahren. Musikalisch hochklassig und spannungsvoll!

König Priamus von Troja will seinen jüngsten Sohn Polydorus retten und schickt ihn zu dessen Schwester Iliona nach Thrakien. Sie ahnt, dass ihr Gatte Polymestor ihrem Bruder etwas antun könnte, und vertauscht die Identität ihres Bruders mit der ihres Sohnes Deiphilus. Doch umsonst, der skrupellose Gatte liefert den vermeintlichen Poly­dorus alias Deiphilus an die siegreichen Griechen aus, die ihn töten. Iliona lüftet nun das Geheimnis des Identitäten-Tauschs und lässt ihren Mann Polymestor ermorden. Ein Happy End gibt's dennoch: Andromache, die Witwe des in Troja gefallenen Hektor, die ebenfalls in Thrakien Zuflucht fand, heiratet am ­Ende den überlebenden Polydorus.

Das exzellente Ensemble ließ aufhorchen

Dieses für Barockopern typische Verwirrspiel wurde von Alexander Radu­lescu halbszenisch eingerichtet, die Rezitative wurden nicht gesungen, sondern von Schauspielern gesprochen. Das rückte die Emotionen der Arien mehr in den Fokus, problematisch war aber, dass durch den überakustischen und sehr halligen Lichthof der Staatsbibliothek die Schauspieler sehr schlecht zu verstehen waren. Für die Musik fiel das weniger ins Gewicht. Da ließ zum einen ein exzellentes Sänger-Ensemble aufhorchen, darunter die Sopranistinnen Hanna Zumsande (Iliona) und Santa Kanite (Andromache), der Countertenor Joël Vuik (Polydorus), der Tenor Mirko Ludwig (Deiphilus) und der Bass Fabian Kuhnen (Polymestor). Und zum andern brachte Dirigentin Ira Hochman mit dem Ensemble barockwerk hamburg die unglaublich farbige, fantasievolle, die einzelnen Charaktere sensibel darstellende Musik Grauns mit Präzision und musikalischer Verve zur Geltung. Fazit: Den Komponisten Graun und das ­Ensemble barockwerk hamburg sollte man sich merken.

Kontakt:

Referat für Öffentlichkeitsarbeit


Dr. Konstantin Ulmer
E-Mail: konstantin.ulmer@sub.uni-hamburg.de
Telefon: +49 40/42838-5918

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